Dieselskandal bei Volkswagen dauert weiter an
Im Jahr 2023 neue Klagen gegen Skandalmotor EA189
- Schadensersatz: bis zu 15% des Kaufpreises
- Keine Fahrzeugrückgabe erforderlich
- Schadensersatz trotz bereits verkauftem Auto
Der Motortyp VW EA189 steht seit Bekanntwerden des Abgasskandals bei Volkswagen 2015 im Mittelpunkt der Ermittlungen. Der manipulierte Dieselmotor ist nicht nur in Millionen von VW-Fahrzeugen verbaut, sondern auch in Autos der Tochtermarken Audi, Skoda und Seat. Zahlreiche Urteile zugunsten betrogener Dieselfahrer wurden im Dieselskandal bereits gegen VW gefällt und weitere stehen an. Allen voran geht der Europäische Gerichtshof, der die dort verbauten Thermofenster klar als illegal einstuft. Damit werden durch den EA189 erneut abertausende Verbraucherklagen möglich.
Update: Am EA189-Motor erkennen Gerichte neue Manipulationen
Manipulationen rund um den EA189 galten juristisch gesehen eigentlich als abgeschlossen. Volkswagen hatte nach den ersten Skandalen 2015 aber trotzdem weiter manipuliert. Das betrifft auch 2023 immer noch den EA189. Der Grund sind die manipulativen Thermofenster. Der Europäische Gerichtshof erkannte in diesen illegale Abschalteinrichtungen und hat das bereits mehrfach bekräftigt. In einem wegweisenden Urteil vom 21.3.2023 hat der EuGH das zuletzt eindeutig klargestellt.
Zuvor hat der EuGH der Deutschen Umwelthilfe im Fall des EA189 Recht gegeben (Urteil in der Rechtssache C-873/19 vom 08.11.2022). Diese will in Deutschland gegen die Typengenehmigung des Motors klagen. Nun wird der gesamte Fall wieder neu aufgerollt werden müssen und es drohen schmerzhafte Einschränkungen für betroffene Diesel-Fahrer. Näheres finden Sie auf unserer Detailseite zum Dieselskandal bei VW.
Wo finde ich die EA189 Motorennummer?
Den VW EA189-Motor erkennen Fahrzeughalter am schnellsten anhand ihres Servicehefts. Hier können Sie prüfen, ob der Motor EA189 in Ihrem Auto verbaut wurde. Im Normalfall finden Sie den Motortyp auf der ersten oder letzten Seite. Im Unterscheid zu vielen anderen Motortypen lässt sich der EA189-Motor nicht im Fahrzeugschein erkennen.
Alle Marken des Mutterkonzerns Volkswagen AG tragen diese Information stattdessen im Serviceheft. Zusätzlich findet sie sich bei einigen Fahrzeugen auf dem Serviceaufkleber im Kofferraum. Bei anderen Herstellern kann das abweichen. Theoretisch gibt es die Info auch am Motorblock. Das kann aber schwierig zu finden sein. Machen Sie stattdessen unseren praktischen Diesel-Check.
EA189-Motoren: Liste betroffener Marken
Allein in Deutschland wurde der VW-Dieselmotor EA189 in den Jahren 2008 bis 2016 in mehreren Millionen Pkw-Modellen des gesamten Volkswagen-Konzerns verbaut. Er findet sich allerdings nicht nur in Volkswagen-Modellen, sondern auch bei den Tochtermarken, die die jeweiligen Bauteile einsetzen:
- Audi
- Skoda
- Seat
Der EA189-Motor wurde in nahezu allen Dieselfahrzeugen mit 1.6 l- und 2.0 l-Vierzylindermotoren verbaut. Auch in Dreizylindermotoren mit 1.2 l Hubraum der Baujahre 2009 bis 2014 findet sich die verbreitete Baureihe wieder. Übrigens: Beim Premium-Hersteller Porsche werden VW-Motoren nicht verwendet. Der Hersteller ist aber trotzdem betroffen, weil manipulierte Audi-Motoren verbaut wurden.
VW Motor EA189 in VW-Fahrzeugen
Der Motor wurde in fast allen Marken des Konzerns verbaut, aber welche Modelle haben den EA189-Motor? Wir stellen die aktuellen Listen bereit und haben diese nach Marken des VW-Konzerns sortiert. Allein bei Volkswagen selbst finden sich bereits fast alle der beliebtesten Baureihen:
- Amarok
- Beetle
- Caddy
- Eos
- Jetta
- Golf
- Passat
- Polo
- Scirocco
- Sharan
- Tiguan
- Touran
Der EA189 in Audi Dieselfahrzeugen
- A1
- A3
- A4
- A5
- A6
- A7
- Q3
- Q5
- TT
Bei Audi handelt es sich in der Liste nur um die Baureihen mit einschlägigen VW-Motoren. Betroffen sind aber auch eigene Motoren der Ingolstädter. Hier sind es meist leistungsstärkere Baureihen, die Audi auch selbst produziert und seinerseits wieder an andere Marken weitergibt. Dadurch ergibt sich eine massive Verstrickung innerhalb des Konzerns.
Erfolge unserer Mandanten
Motor EA189 in Dieselfahrzeugen von Skoda und Seat
Betroffene Skoda-Baureihen:
- Fabia
- Rapid
- Roomster
- Octavia
- Superb
- Yeti
Betroffene Seat-Diesel mit EA189 Motor:
- Alhambra
- Altea
- Exeo
- Leon
- Toledo
VW-Motor EA189: Vergangene und neue Rückrufe im Dieselskandal
Der EA189 Motor ist in vielen Millionen VW-Fahrzeugen verbaut. Das Ausmaß der illegalen Manipulation ist weiterhin noch nicht vollständig aufgedeckt. Es gab aber schon in der Vergangenheit Rückrufe wegen erhöhter Abgaswerte beim EA189. Unter dem Rückrufcode 23R7 hat das KBA aufgrund unzulässiger Abschalteinrichtungen im Emissionskontrollsystem insgesamt 15 Rückrufe veranlasst.
Allein in Deutschland waren etwa 1,6 Millionen VW-Kunden mit EA189-Motor von dem Rückruf betroffen. Sie wurden von den zuständigen Zulassungsbehörden angeschrieben und aufgefordert, mit ihrem Fahrzeug eine Werkstatt aufsuchen, um ein Software-Update durchführen zu lassen. Das sollten Sie aber grundsätzlich nicht ohne vorherige Rechtsberatung tun.
Weitere Rückrufe für VW Motor EA189 erwartet
Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass der Fall EA189 noch immer nicht abgeschlossen ist, auch wenn es eine Zeit lang danach aussah. Volkswagen hat nämlich mit den sog. Thermofenstern nach dem ersten Bekanntwerden des Abgasskandals weiter manipuliert. Diese wurdem vom BGH jetzt als grundsätzlich rechtswidrig eingestuft, womit endlich eine abschließende Entscheidung vorliegt.
Diese Entscheidung wurde am 26.6.2023 verkündet, nachdem der EuGH in einer vergleichbaren Sache gegen Mercedes ebenfalls ein Urteil gesprochen hatte. In Karlsruhe wartete man diese Entscheidung bewusst ab, um sich der europäischen Position anzuschließen. Der EuGH hatte die Thermofenster bereits mehrfach als illegal eingestuft. Nun erfolgte ein Grundsatzurteil, dass auch für Betroffene mit EA189 Motor neue Klagemöglichkeiten eröffnet.
VW Motor EA189 wieder unter neuem Druck
Die aktuelle Entwicklung ist besonders prekär, weil die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun gegen Typengenehmigungen zahlreicher Motoren klagen wird. Diese Möglichkeit musste sich die Organisation erst vor dem EuGH erstreiten, bekam aber Recht. Im selben Zug betonten die Richter am Europäischen Gerichtshof auch erneut, dass Thermofenster als illegal anzusehen seien.
Durch die Klagen der DUH könnten Typengenehmigungen zurückgezogen werden. Folge wären schlimmstenfalls zwangsweise Fahrzeug-Stilllegungen oder Fahrverbote in den Innenstadtbereichen vieler Städte. Wenn Sie eines der oben genannten Fahrzeuge mit EA189 Diesel fahren, sollten Sie sich schnellstmöglich juristisch beraten lassen.
Was betroffene Besitzer von Fahrzeugen mit VW EA189 Motor tun können
Grundsätzlich haben betroffene Dieselbesitzer, die eines der EA189-Modelle fahren, folgende Möglichkeiten, gegen den VW-Konzern vorzugehen:
- Fahrzeug behalten und Schadensersatz in Höhe von bis zu 25 % des Kaufpreises durchsetzen
- Fahrzeug zurückgeben und Kaufpreis abzüglich Nutzungspauschale erstattet bekommen
- Gleichwertiges, mangelfreies Ersatzfahrzeug gegen Rückgabe des Altfahrzeugs
Die letzte Variante ist nur bei Gebrauchten möglich, da sie auf dem Gewährleistungsanspruch gegenüber dem Händler basiert. Dafür gilt bei Neufahrzeugen eine Frist von zwei Jahren. Da der EA189-Motor nur bis 2017 verbaut wurde, ist diese Frist abgelaufen. In den meisten Fällen ist dann eine Schadensersatzzahlung die lukrativste Variante. Das klären wir aber anhand Ihres individuellen Falles.
Fazit: VW EA189 Entschädigung 2023 wieder mit hohen Chancen durchsetzbar
Der Abgasskandal beim EA189 von Volkswagen zeigt, dass die rechtliche Aufarbeitung von Schadensersatzansprüchen tausender Verbraucher noch immer nicht abgeschlossen ist. Es drohen aktuell neue Rückrufe, Fahrverbote und sogar der Entzug der Straßenzulassung durch die berüchtigten Thermofenster.
Sie sollten sich deshalb frühzeitig informieren, welche juristischen Möglichkeiten Sie haben, um dagegen vorzugehen. Gleichzeitig ergeben sich neue gute Klagechancen auf eine Entschädigung gegen VW. Welche Optionen Sie im konkreten Fall haben, klären wir gerne gemeinsam mit Ihnen im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung.
Was Betroffene EA189-Fahrer häufig fragen
Die Motornummer steht im Serviceheft. Zudem steht die Nummer auf dem Motorblock. Anhand der Motornummer lässt sich der Motortyp herausfinden. In der Regel ist die Nummer auf der ersten oder der letzten Seite des Serviceheftes eingetragen.
Nutzen Sie alternativ unseren Diesel-Check, um zu ermitteln, ob Ihr Fahrzeug betroffen ist. Dabei wird im Hintergrund auch geprüft, ob der EA189 Motor verbaut wurde und ob Ihnen Entschädigungsansprüche zustehen.
Im EA189 wurden illegale Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerung verbaut, die den Ausstoß der Schadstoffe verändert. Das Fahrzeug erkennt, wenn es auf dem Prüfstand steht und verringert den Schadstoffausstoß, um so bei der Messung die erlaubten Grenzwerte einzuhalten. Das Fahrzeug schaltet während der Prüfung automatisch in einen Effizienzmodus.
In diesem Modus wird ausreichend AD-Blue eingespeist, wodurch das Fahrzeug sauber zu sein scheint. Sobald das Auto jedoch den Prüfstand verlässt, schaltet es wieder in den Sparmodus. Dann stößt der Motor viel mehr Stickoxide aus als in der Prüfsituation und auch mehr als die gesetzlichen Grenzwerte es zulassen.
Grundsätzlich beträgt die Verjährungsfrist im Dieselskandal drei Jahre. Danach können die Ansprüche auf Schadensersatz verjährt sein. Da der EA189 ein etwas älterer Motor ist, der nur bis 2017 gebaut wurde, denken viele Verbraucher, sie hätten deshalb keine Ansprüche mehr. Aber: Auch 2023 haben betrogene VW-EA189 Besitzer noch gute Erfolgsaussichten mit einer Schadensersatzklage gegen VW.
Auf Grundlage des § 852 BGB gilt für betrogene VW-Besitzer eine Verjährungsfrist von 10 Jahren. Dabei handelt es sich um den sog. Restschadensersatzanspruch. Dieser kann unabhängig von Ihrer bisherigen Kenntnis darüber, ob Sie betroffen waren, auch immer noch durchgesetzt werden. Seit 2020 verurteilten immer mehr Gerichte die Volkswagen AG zu Schadensersatz auf Basis des § 852 BGB.
So zum Beispiel das OLG Stuttgart am 09.03.2021 (Az. 10 U 339/20), das OLG Karlsruhe am 09.07.2021 (Az. 13 U 168/21) und das OLG Köln am 29.09.2021 (Az. 16 U 189/20). Diese Urteile stärken erneut die Position von betrogenen Autofahrern, die weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Ansprüche gerichtlich durchzusetzen.
Dazu kommt außerdem noch, dass strittig ist, wann die dreijährige reguläre Verjährung beginnt. Das ist nämlich erst dann der Fall, wenn Sie von Ihrer Betroffenheit im Dieselskandal erfahren haben. Wann das ist, kann zu Ihren Gunsten ausgelegt werden. Hinzu kommen neue Klagechancen durch die Thermofenster, die auch den EA189 betreffen.
Sie sorgen dafür, dass der ganze Fall nochmal neu aufgerollt werden könnte. Mit den Thermofenstern hat VW nämlich eine neue Generation von Abschalteinrichtungen verbaut. Nachdem Volkswagen nach der ersten Skandalwelle angeblich nachgebessert hatte, hat der Konzern offenbar einfach eine andere Art von Manipulationssoftware verbaut.
Dabei wird nicht mehr konkret die Testsituation der Zulassungsbehörde erkannt, sondern die Manipulation ist versteckter. Sie funktioniert über die Umgebungstemperatur. Die Abgasreinigung funktioniert demnach bei Idealtemperaturen auf dem Teststand am besten. Im Straßenverkehr werden die Grenzwerte vor allem in Frühjahr, Herbst und besonders im Winter teils massiv überschritten.
Schon im Mai 2020 hatte der BGH zugunsten von VW-Kunden mit EA189 Motor entschieden. Das Urteil mit dem Aktenzeichen VI ZR 252/19 stellte damals einen wichtigen Meilenstein in der juristischen Aufarbeitung des Dieselskandals dar. Im November 2021 urteilte der BGH erneut zugunsten der betrogenen Dieselfahrer.
Mehrere Audi-Fahrer erhielten Schadensersatz, weil ihre Fahrzeuge mit dem VW-Motor EA189 samt der unzulässigen Abschalteinrichtung ausgestattet waren (Az. VII ZR 238/20). Der BGH bestätigte vier Urteile des OLG München, das den Audi-Käufern das geforderte Geld weitgehend zugesprochen hatte. Bis heute hat sich der BGH auch in anderen Fällen verbraucherfreundlich positioniert.
Bezüglich der neuen Probleme in Bezug auf die Thermofenster war der BGH noch zurückhaltend. Nachdem diese jedoch vom Europäischen Gerichtshof bereits als klar illegal eingestuft worden waren, ist der BGH dieser Entscheidung gefolgt und hat Thermofenster am 26.6.2023 nun ebenfalls als illegal gebrandtmarkt.