EA288 Rückruf: Wahrscheinlichkeit steigt 2023 deutlich
Was betroffene Dieselfahrer jetzt noch tun können
- Schadensersatz: bis zu 15% des Kaufpreises
- Keine Fahrzeugrückgabe erforderlich
- Schadensersatz trotz bereits verkauftem Auto
Ein EA288 Rückruf wird zunehmend wahrscheinlich. Das liegt vor allem an Klagen der Deutschen Umwelthilfe gegen die Typengenehmigung des VW-Motors und an der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes. Wer von einem EA288-Rückruf potenziell bedroht ist, sollte besser schon im Vorfeld seine Optionen prüfen. Sobald ein solcher erfolgt, wird es einen massiven Sturm auf spezialisierte Abgasskandal-Anwälte geben. Wer dann zu spät dran ist, muss wahrscheinlich lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder kann sogar Ansprüche durch die Verjährung verlieren. Wer schnell ist, kann von einem Rückruf des 288er Motors dagegen sogar profitieren.
Neuer EA288 Rückruf könnte bald erfolgen
Nach dem ersten Skandalmotor EA189 könnte nun auch für das Nachfolgemodell EA288 ein Rückruf erfolgen. Auch hier wurden Abschalteinrichtungen gefunden. Vor allem temperaturabhängige Abschalteinrichtungen stehen dabei im Fokus der Ermittlungen und der zuständigen Gerichte. Die sogenannten Thermofenster werden vom Europäischen Gerichtshof als illegal eingestuft.
Die aktuelle Entwicklung zeigt einen deutlichen Trend: Verbraucherrechte dürften 2023 noch besser geschützt werden und Klagen wegen der EA288-Manipulation dürften deutlich leichter werden. Die drohenden Rückrufe können aber auch empfindliche Einschränkungen für betroffene Dieselfahrer bedeuten. Diesel-Fahrer mit 288er-Motor von VW sollten sich deshalb frühzeitig juristisch informieren.
Von einem EA288-Rückruf durch das KBA betroffene Modelle
Um herauszufinden, ob Sie betroffen sind, können Sie unseren praktischen Online-Diesel-Check durchführen. Anbei finden Sie aber auch eine Liste betroffener Volkswagen-Baureihen, die den umstrittenen Motor verbaut haben. Rückrufe durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) könnten folgende Modelle betreffen:
- Amarok, Arteon
- Beetle
- Caddy, Crafter
- Eos
- Golf
- Jetta
- Passat, Polo
- Scirocco, Sharan
- Tiguan, Touran, T-Roc, T6
Erschwerend kommt hinzu, dass auch weitere Modelle betroffen sind, denn der EA288 ist nicht der einzige manipulierte Motor. Selbst der alte EA189 könnte wieder von einem Rückruf betroffen sein. Dazu kommen sogar noch größere Motoren ab 3,0 Litern vom Typ TDi der Baureihen EA896, EA897, sowie EA898.
Audi, Skoda und Seat ebenfalls durch EA288-Motoren von Rückruf bedroht
Auch die Tochterfirmen des Wolfsburger Konzerns haben den verbreiteten Motor EA288 in vielen Modellen verbaut. Ein Rückruf kann also auch für Kunden dieser Marken wichtig sein und schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Dazu zählen beispielsweise Fahrverbote bis hin zu Fahrzeug-Stilllegungen.
Betroffen sind unter anderem:
- Alhambra, Altea, Exeo, Leon, Toledo der spanischen Tochtermarke Seat
- Fabia, Rapid, Roomster, Octavia, Superb, Yeti der tschechischen Firma Skoda
- A1, A3, A4, A5, A6, Q3, Q5, TT des Ingolstädter Autobauers Audi
Bei Audi sind sogar noch direkt in Ingolstadt entwickelte Motoren in den Dieselskandal verwickelt, die sich beispielsweise auch bei Porsche finden. Das zeigt die weitreichende Verstrickung innerhalb des Konzerns.
Hintergründe: Warum ist ein VW EA288-Rückruf realistisch?
Die Prognosen für einen baldigen Rückruf lassen sich gut an einem Urteil vom 08.11.2022 festmachen, das der Europäische Gerichtshof gefällt hat. In der Rechtssache C-873/19 entschieden die Richter zu Gunsten der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Diese hatte versucht, in Deutschland gegen Typengenehmigungen des Kraftfahrt-Bundesamtes zu klagen. Hierzulande wurde das der Organisation aber zunächst verwehrt.
Die DUH zog mit ihrem Anliegen vor den grundsätzlich verbraucherfreundlich eingestellten EuGH. Dieser gab ihr Recht und erlaubte die Klagen. Nun ist der Weg frei, um Typengenehmigungen rechtlich anzugreifen, was die Deutsche Umwelthilfe natürlich tun wird. Was für den Umweltschutz eine gute Nachricht ist, dürfte bei Diesel-Fahrern mit EA288-Motor aber gemischte Gefühle auslösen.
Negative Auswirkungen durch einen Rückruf
Der EuGH hatte in seiner Entscheidung erneut bekräftigt, dass Thermofenster illegale Abschalteinrichtungen seien. Es ist also wahrscheinlich, dass die Klagen gegen die Typengenehmigungen vieler Motoren mit Thermofenster Erfolg haben werden. Dann ist der Rückruf auch für den 288er der nächste Schritt. Es muss aber nicht dabei bleiben. Daneben könnten auch noch schlimmere Folgen drohen.
Je nachdem wie gut Volkswagen in der Lage ist nachzubessern, kommt auch der Entzug der Fahrzeugzulassung in Betracht. Für betroffene Verbraucher wäre das der Super-GAU, weil die damit verbundene Stilllegung des Fahrzeugs jegliche Nutzung ihres Fahrzeugs untersagt. Gegen eine solche Maßnahme kann man grundsätzlich rechtlich vorgehen. Verbraucher sollten sich aber schnellstmöglich informieren, welche Möglichkeiten bestehen.
Positive Auswirkungen durch einen Rückruf
Das Gute ist: Verbrauchern bleiben mehrere Optionen, sich zu wehren. Einerseits kann wie eben erwähnt, gegen Zwangsmaßnahmen der Kraftfahrt-Bundesamtes vorgegangen werden. Zum anderen werden durch die Entwicklung auch Schadensersatzklagen erleichtert. Spätestens mit einem Rückruf haben Sie nämlich Schwarz auf Weiß, dass Volkswagen illegal manipuliert hat.
Verbraucher können sich dann wirksam zur Wehr setzen und haben drei Optionen, die mit einer Klage durchgesetzt werden können:
- Fahrzeug behalten und Schadensersatz in Höhe von bis zu 25 % des Kaufpreises erstattet bekommen
- Auto zurückgeben und Kaufpreis abzüglich Nutzungspauschale zurückgezahlt bekommen
- EA288-Diesel gegen gleichwertiges, mangelfreies Fahrzeug im Rahmen der Gewährleistung tauschen
Fazit: EA288-Rückruf nicht abwarten – frühzeitig rechtlichen Rat einholen
Noch ist kein Rückruf erfolgt. Dieselfahrer spüren die Auswirkungen aber trotzdem bereits anhand des Wertverfalls ihres Fahrzeugs. Wenn auch Sie betroffen sind, sollten Sie sich mit der Rechtslage auskennen. Sie können dann reagieren, wenn ein Rückruf ergeht. In vielen Fällen sind aber bereits jetzt gute Klagemöglichkeiten gegeben. Wegen der Verjährungsfristen sollten Sie aber nicht zu lange warten.
Für einen juristischen Überblick bieten wir Ihnen unsere kostenlose Erstberatung. Diese können Sie auch dann nutzen, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie betroffen sind. Wir verschaffen Ihnen Klarheit und kümmern uns akribisch um Ihren Fall. Wenn Sie bereits wissen, dass Ihr Fahrzeug betroffen ist, lassen Sie uns am besten gleich Ihren individuellen Fall prüfen. Die Chancen auf eine angemessene Diesel-Entschädigung stehen gut.
Häufige Fragen zum EA288-Rückruf
Das kommt auf den Einzelfall an. Es gibt nämlich verschiedene Arten der Verjährung, die voneinander abweichen können. Es gibt beispielsweise die kenntnisabhängige Verjährung von drei Jahren und die kenntnisunabhängige Verjährung des Restschadensersatzanspruches von 10 Jahren. Das juristisch hochkomplexe Thema sollte am besten von unseren spezialisierten Anwälten individuell geprüft werden. Nur so lässt sich eine belastbare Einschätzung geben.
Das kommt darauf an, ob der Rückruf vom KBA oder vom Hersteller selbst kommt. Grundsätzlich werden Sie aber postalisch kontaktiert. Das KBA kann Rückrufe auch nur empfehlen, was in diesem Fall aber höchstwahrscheinlich nicht passieren wird. Ein verpflichtender Rückruf ist wahrscheinlicher.
Ein solcher wird postalisch an alle Fahrzeughalter verschickt. Ermöglicht wird das durch das Zentrale Fahrzeugregister (ZFZR), das in Flensburg gepflegt wird. Sollten Fahrzeuge zurückgerufen werden, werden Halter der betroffenen Modelle mit EA288-Motor über die dort hinterlegte Adresse kontaktiert.
Empfehlungen sowie einen Rückruf des Herstellers können Sie rein theoretisch auch einfach ignorieren. Das heißt aber nicht, dass Sie untätig bleiben sollten. Ihre rechtlichen Optionen sollten Sie immer prüfen. Das Problem auszusitzen, kann sich stark negativ auf spätere Ansprüche auswirken. Technische Sicherheitsrisiken entstehen in diesen Fällen eher selten. Drohen hier Probleme, erfolgt eher ein verpflichtender Rückruf.
Diesem müssen Sie eigentlich Folge leisten. Sie haben aber selbst in diesem Fall Optionen. Im Falle einer Klage könnte die Rückruf-Wirkung zunächst ausgesetzt werden. Auch die Verjährung wird dadurch gehemmt. Welche Optionen aber im Einzelfall bestehen, sollte in jedem Fall eingehend juristisch geprüft werden.
Ja. Der Code 23Z7 vom 19.04.2019 betraf aber nur T6-Busse mit 2,0 Liter-Motor der Baujahre 2014-2017. Zukünftige Rückrufe könnten sich gegen alle Modelle mit EA288-Motor richten. Dabei ist eine Ausweitung auf weitere Motoren und auch viele weitere Hersteller wahrscheinlich. Das eigentliche Problem sind nämliche die Thermofenster und diese wurden von fast allen Fahrzeugbauern in vielen Diesel-Fahrzeugen verwendet.