Deutscher Zollverein
Der Deutsche Zollverein war ein Handelsbund, zu dem sich 1833 Preußen, Bayern, Kurhessen, des Großherzogtum Hessen sowie Württemberg zusammenschlossen.
Die Gründung des Deutschen Zollvereins schaffte endlich ein einheitliches Handelsgebiet. Durch den Handelsbund fielen vor allem Zollschranken weg. Unterzeichnet wurde er am 22. März 1833, in Kraft trat er am 1. Januar 1834. Später traten dem Handelsbund noch weitere deutsche Staaten bei, sodass sich das Handelsgebiet im Endeffekt über 23 Millionen Menschen erstreckte. Damit stellte er neben Großbritannien und den Vereinigten Staaten eine dritte Weltmacht dar. Er bestand noch bis in das Jahr 1871 hinein.
Quelle: Andreas Kunz/Robert Moeschl, Mainz, 2000, © Kartenserver IEG-Maps über Lebendiges Museum Online
Wie war die wirtschaftliche Situation bei Gründung des Deutschen Zollvereins?
Vor Gründung des Handelsbundes zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Handel in Deutschland stark geteilt. Damals bestand Deutschland noch aus etwa 300 Fürstentümern. Diese waren voneinander unabhängig und agierten daher auch weitestgehend souverän. Man geht davon aus, dass es während dieser Zeit etwa 1.500 bis 2.000 Zollgrenzen gab.
Jedes Fürstentum hatte dabei seine eigenen Zölle und Zollgesetze, was den Handel im Endeffekt stark belastete. Zollposten entstanden vor allem an Stadttoren. Hier wurden Waren mit hohen Zöllen versteuert. So entstand eine künstliche Verteuerung der Waren und führte zu einer Verknappung des Angebots. Vor allem die Bevölkerung galt als Opfer dieser Zollpolitik.
Diese Grenzen erschwerten den innerdeutschen Handel enorm, weshalb Wünsche nach einem einheitlichen Binnenmarkt laut wurden.
In etwa fünfzig Jahre später wurde dann der Deutsche Zollverein gegründet. Er sorgte für die Ablösung der innerdeutschen Zollschranken. Damit wurden einheitliche Regelungen für den Verkehr und vor allem auch den Handel im Gebiet von Deutschland geschaffen.
Warum hatte die Gründung des Deutschen Zollvereins historisch so eine große Bedeutung?
Zum Zeitpunkt der Gründung des Deutschen Zollvereines war der Binnenhandel innerhalb von Deutschland bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Zollvorschriften waren undurchsichtig, jedes Herzogtum hatte andere Bestimmungen. Hinzu kam noch, dass es landesweit eine Vielzahl an verschiedenen Geldsorten und Währungen hab. So waren beispielsweise Pommern und Posen dazu genötigt, bis zu 48 verschiedene Währungen und Geldsorten zu akzeptieren, denn nur so konnten sie den Handel überhaupt am Laufen halten.
Das Zeitalter der Restauration unter Napoleon
Bereits im Zeitalter der Restauration unter Napoleon reduzierte sich die Anzahl der Einzelstaaten im Deutschen Staatenbund auf 39. Der Effekt auf den binnenländischen Handel war jedoch eher gering. Die Zoll- und Wirtschaftssysteme waren weiterhin nicht einheitlich. Daher ergibt es auch Sinn, dass vor allem Länder wie Großbritannien und Frankreich von der damaligen industriellen Revolution profitieren.
Die Zeit unter Friedrich Wilhelm von Preußen
Während der Herrschaft von Friedrich Wilhelm von Preußen zwischen 1797 und 1840 nahm die Bedeutung einer gesunden Wirtschaft zu. Bereits am 11. Juni 1816 wurde ein neun Zollsystem gegründet, da vor allem Preußen aufgrund seiner räumlich getrennten und vor allem weitläufigen Gebiete stark unter den verschiedenen Zollsystemen zu leiden hatten. Mit dem neuen Zollsystem wurden dann erstmals alle Binnen-, Provinzial- und Wasserzölle aufgehoben. Ab diesem Zeitpunkt dauerte es allerdings noch zwei Jahre bis der Beschluss der Zollgesetze am 26. Mai 1818 feststand. Dies lag daran, dass erst einmal eine politische Mehrheit für den Beschluss gebildet werden musste.
Unter Kritik stand das Zollsystem damals, da ausgeschlossene Länder das Gefühl hatten, dass sie dadurch stärker belastet werden und der Handel im Binnenmarkt darunter leiden würde. Aus diesem Grund schlossen sich auch andere Staaten zu Zollvereinen zusammen. Im Endeffekt zeigt sich jedoch, wie wirtschaftlich sinnvoll die Einführung der neuen Zollgesetze war. Beispielsweise stiegen die Zahl der Händler und jährliche Gewerbesteuereinnahmen in dieser Zeit stark an. Im Endeffekt traten dann ab 1834 bis auf wenige Ausnahmen fast alle anderen deutschen Staaten dem Deutschen Zollverein bei.
Auch militärisch hatte der Deutsche Zollverein einen großen Einfluss. Bayern trennte sich so von Österreich und Preußen gewann an militärischer Macht und Führung. Damit wurde der Grundstein für die Gründung des deutschen Kaiserreiches gelegt. Die innerdeutsche Handelszone wurde auch mit in die Reichsverfassung aufgenommen. Mit der Hilfe von Russland und Großbritannien konnte sich vor allem Preußen so neu ordnen und sich gegen das Nachbarland Österreich behaupten.
Wie entwickelte sich die Wirtschaft nach der Gründung des Deutschen Zollvereins?
Durch den Deutschen Zollverein und die dadurch entstehende liberale Handels- und Zollpolitik nahm im 19. Jahrhundert der Kapitalismus seine Fahrt auf. Damit wurde ein wichtigerer Grundstein für Europa und den Welthandel geschaffen. Erstmals mussten gemeinsames Wirtschaften mit Arbeitsteilung und Kommunikation in Einklang gebracht werden. Dieselben Effekte lassen sich auch in moderner Zeit beobachten. Neben Frankreich und Großbritannien stellte Deutschland damit eine der größten wirtschaftlichen Großmächte dar.
Durch die Gründung des Deutschen Zollvereins wurde der Binnenhandel stark ausgeweitet. Dies hatte auch einen positiven Effekt auf die innerdeutsche Infrastruktur. Die einzelnen Staaten konnten insgesamt alle finanziell vom Zollverein profitieren.
Vor allem auch die Vereinheitlichung von Währungs-, Gewichts- und Maßsystemen machte den Handel insgesamt zugänglicher und vereinfachte ihn. Daher konnten nun mehr Menschen vom Handel profitieren. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Zahlen im Handel in den Jahren nach der Gründung des Deutschen Zollvereins wieder.
Importe überstiegen in 1865 sogar mit 377 Millionen Talern erstmals den Wert aller eingeführten Güter. Auch der Wert von gehandelten Waren stieg stark. Im Zeitraum zwischen 1834 und 1845 stieg der Wert um das Doppelte auf 220 Millionen Taler an. Im Jahr 1865 erreicht dieser Wert sogar 360 Millionen Taler.
Kann man auch noch heute Parallelen feststellen?
Noch heute hat das Handelsabkommen einen Einfluss. Länder nutzen solche Handelsbündnisse immer noch, um sich gegen wirtschaftliche starke Länder abzusichern. So war es auch bei dem Freihandelsabkommen TTIP zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten der Fall. Beide wollten sich durch dieses Abkommen gegen das wirtschaftlich starke China absichern.
Dabei spielte eine Bürgerbeteiligung in der Entscheidungsfindung sowohl früher als auch heute keine große Rolle.
Karte Deutscher Zollverein von 1834
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