Innere Kündigung
Eine innere Kündigung beschreibt den psychischen Zustand eines Arbeitnehmers, welcher sich mental von seiner Arbeit distanziert und nur noch dem Mindestmaß an Aufgaben nachkommt.
Was ist eine innere Kündigung?
Als eine „innere Kündigung“ wird das psychische Befinden eines Arbeitnehmers verstanden, welches sich durch eine Abwehrhaltung und ein geringeres Engagement in seiner Arbeit äußert. Er verweigert innerlich die anfallenden Aufgaben und distanziert sich mental immer mehr von der Arbeit. Für das Personalwesen bedeutet das, dass der Arbeitnehmer trotz Interessenverlust eine Mindestarbeit erbringt, die seinen Arbeitsplatz weiterhin gerechtfertigt. Er möchte seinen Job nicht verlieren und eine mögliche Kündigung vom Arbeitgeber umgehen. Unter Experten ist die innere Kündigung auch als „Kündigung des psychologischen Arbeitsvertrags“ mit dem Arbeitgeber bekannt.
Die innere Kündigung stellt für alle Beteiligten eine belastende Situation dar. Durch die fehlende Aussprache mit seinem Arbeitgeber kommt es für den Arbeitnehmer zu einem inneren Konflikt, der eine innere Kündigung herbeiruft. Für beide Personen ist die Situationen nachteilig, da eine mangelnde Motivation und eine geringere Einsatzbereitschaft zu weniger Leistungsfähigkeit und Effizienz am Arbeitsplatz führen. Auch die Kollegen des betroffenen Arbeitnehmers leiden unter dem Zustand, weil sie die für den Mitarbeiter existierende Arbeitslast mittragen müssen. Dies kann zu Konflikten unter den Kollegen selbst und einer schlechten Arbeitsatmosphäre führen, die durch die Unzufriedenheit des Mitarbeiters bestärkt werden kann.
Viele Betroffene der inneren Kündigung tolerieren diesen Zustand jahrelang, teils sogar bis zu ihrem Renteneintritt, ohne vorher Konsequenzen daraus gezogen zu haben. Andere Arbeitnehmer setzen ihrem Arbeitsverhältnis allerdings ein Ende (äußere Kündigung). Als Arbeitgeber hat man aber auch die Option, auf die innere Kündigung eines Arbeitnehmers mit einer arbeitgeberseitigen Kündigung zu reagieren.
Welche Ursachen hat eine innere Kündigung?
Für eine innere Kündigung gibt es verschiedene Gründe. Bei den Betroffenen handelt es sich primär um Mitarbeiter großer mittelständischer Unternehmen und Großunternehmen. Sie empfinden keine individuelle Anerkennung, besitzen kein Gefühl von persönlicher Integration und Wertschätzung. Folgende Gründe für eine innere Kündigung liegen am häufigsten vor:
- Das Benehmen von Führungskräften bewirkt eine Unzufriedenheit beim Arbeitnehmer
- Der Arbeitnehmer empfindet die eigene Leistungsbeurteilung als unfair
- Ein Gefühl von wenig freundlicher Zuwendung und gegenseitigem Feedback entsteht beim Arbeitnehmer
- Der Betroffene nimmt einen beruflichen Stillstand wahr, die erwarteten und versprochenen Entwicklungsmöglichkeiten in der Arbeit erfolgen nicht
- Der Verdienst ist dem Arbeitnehmer zu gering
- Der Betroffene ist immer überlastet und verspürt einen Umsatz- und Erfolgsdruck
- Dem Arbeitnehmer kommt seine Arbeit sinnlos vor
- Ein unfairer Umgang bis hin zur Diskriminierung wird seitens des Arbeitnehmers empfunden
- Der Betroffene leidet unter Depressionen
- Der Arbeitnehmer wird gemobbt
- Es entstehen Konflikte im Unternehmen
Welche Anzeichen hat eine innere Kündigung?
Folgende Verhaltensauffälligkeiten lassen auf eine innere Kündigung schließen:
- Der Arbeitnehmer distanziert sich von der Arbeitssituation und wirkt der Arbeit gegenüber ablehnend und von ihr bedrückt
- Der Betroffene ist dem Unternehmen nicht mehr treu
- Der Arbeitnehmer zeigt wenig Einsatzbereitschaft und führt nur noch selten Verbesserungsvorschläge an
- Der Betroffene ist demotiviert und vermeidet Konfrontationen, gegenüber Kunden verhält er sich ablehnend und entmutigt
- Der Arbeitnehmer weist mehr krankheitsbedingte Fehltage als vorher auf
- Aus dem Betroffenen entwickelt sich ein „Ja-Sager“
- Der Arbeitnehmer akzeptiert alle von seinem Vorgesetzten getroffenen Entscheidungen, ohne etwas anzumerken
- Der Betroffene entfaltet seine Kompetenzen nicht mehr im ganzen Umfang
- Es kommt beim Arbeitnehmer zu körperlichen Auffälligkeiten wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, wenn er bereits daran denkt, seinen Arbeitsplatz aufsuchen zu müssen
- Dem Betroffenen kommt seine Position wie eine Rolle vor, die er gefüllt mit guter Laune, Interesse und Freundlichkeit verkörpern muss
Bei all dem sollte bedacht werden, dass eine innere Kündigung in der Regel mit einer unbewussten Entscheidung gleichgesetzt werden kann. Diese setzt voraus, dass der Betroffene selbst die Situation lange nicht als eine solche wahrnimmt. Demzufolge stellt eine innere Kündigung einen langsamen Prozess dar, dessen Umgang besonders Außenstehenden Probleme bereitet. Auch ihnen kann es schwerfallen, die innere Kündigung beim Betroffenen wahrzunehmen oder überhaupt erste Anzeichen richtig zu deuten.
Wie ist eine innere Kündigung festzustellen?
Wenn man sich unsicher ist, ob bei einem selbst auch eine innere Kündigung vorliegt, empfiehlt es sich, die eigenen Wünsche und die eigene Motivation zu überdenken. Wenn man sich beispielsweise dabei erwischt, wie man nach Stellenanzeigen Ausschau hält, anderen ihre Jobs neidet, sich nicht mehr auf die Arbeit freut und vor einer neuen Arbeitswoche scheut, dann können dies durchaus Anzeichen für eine innere Kündigung sein.
Zudem spielt hier auch der Umgang mit dem Arbeitgeber und den Kollegen sowie die Identifikation mit dem Unternehmen eine große Rolle. Wenn man das Empfinden hat, kein Teammitglied zu sein, von den Kollegen und dem Chef nicht fair behandelt zu werden und sich dem Unternehmen nicht zugehörig fühlt, können auch diese Tatsachen auf eine innere Kündigung schließen.
Was kann der Betroffene bei einer inneren Kündigung tun?
Verspüren Betroffene eine innere Kündigung bei sich, können sie gegen diese angehen. Eine ständige Selbstreflektion kann ihnen bei der Erörterung ihres eigenen beruflichen Standpunktes helfen. Wenn sie dabei auf Unzufriedenheit stoßen, müssen sie die Gründe dafür finden und Ansätze zur Änderung der Situation finden.
Eine ausgewogene Work-Life-Balance durch ein ausgleichendes Privatleben zum Berufsalltag kann ihnen beispielsweise helfen. So können sie auch mit einer sie herausfordernden Situation am Arbeitsplatz gefasster und entspannter umgehen. Zudem ist es sinnvoll, ein offenes Gespräch mit dem jeweiligen Vorgesetzten zu suchen. Es liegt auch in seinem Interesse, die Umstände für seinen Arbeitnehmer positiv zu beeinflussen. Abhilfe kann zudem ein Mediator schaffen, der zwischen beiden Parteien vermittelt, oder ein Stellenwechsel des jeweiligen Betroffenen im Unternehmen selbst. Weitere Überlegungen sind eine Umschulung, ein Jobwechsel in ein anderes Unternehmen oder eine berufliche Auszeit (Sabbatical).
Was kann ein Arbeitgeber bei einer inneren Kündigung eines Arbeitnehmers tun?
Wenn ein Arbeitgeber erst einmal eine innere Kündigung bei einem Arbeitnehmer festgestellt hat, kann er die Chance ergreifen, ihr entgegenzuwirken. Es bietet sich für ihn an, in regelmäßigen Zeitabständen mit dem Arbeitnehmer über sie zu sprechen. Ein wertschätzender Umgang, Vertrauen und ein angenehmes Arbeitsumfeld können eine innere Kündigung zusätzlich positiv beeinflussen.
Die innere Kündigung eines Arbeitnehmers zeigt dem jeweiligen Arbeitgeber aber auch, dass er sein eigenes Führungsverhalten überdenken sollte. Es wäre wichtig, den Zusammenhang zwischen einem sich distanzierenden Arbeitnehmer und einer geringeren Produktivität des Unternehmens zu sehen und richtig einschätzen zu können. Der Arbeitgeber sollte an einer präventiven Gegenwirkung der inneren Kündigung interessiert sein.
Es bieten sich hier beispielsweise Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen an. Ihre Umsetzung kann die Zufriedenheit des Arbeitnehmers mit der ausgeübten Handlung begünstigen. Zudem können Rotationen, Tätigkeitserweiterungen und Gruppenarbeiten helfen.
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